Archive for Juni 2009

Kinderwagenschieber & andere Softis

Juni 28, 2009

Kinderwagenschieber

Gleichstellungsbeauftragter

Islamversteher

Frauenversteher

Frauenundgleichzeitigdenislamversteher

Mentalitäten-anderer-Kulturen-Berücksichtiger

Birkenstock-Sandalen-Träger

Biofrischmarkteinkäufer

Biofrischmarkverkäufer

Frauenindenbiofrischmarktebegleiter

Hässlichenfrauendieadressegeber

Pro-Reli-Unterstützer

Sozialkundelehrer

Grundschullehrer

Manikürengänger

Elternabendgeher

Erziehungs-/ Babyjahrnehmer

Elektronischezahnbürstenbenutzer

Zahnseidebenutzer

Veganer

Alkoholfreiesbiertrinker

Prostituiertenaufrichtigbehandler

Klodeckelrunterdrücker

Milchkaffeetrinker

Milchundzuckerkaffeetrinker

Wessi

Ehrenamtlicher

Krankenpfleger

Antisexist

Pornoalssexismusanseher

Artezuschauer

Jungeweltleser

Umweltaktivist

Tierschützer

Frauenbeauftragter

Antikonfliktteammitglied

Intimbereichrasierer

Grünenmitglied

Bürgerrechtler

Menschenrechtler

Ansgrundgesetzglauber

„Nein-zum-N-Wort“- Sager

Frankreichfreund

Toskanareisender

68er

Gender-Studies-Student

Gewaltinfilmenhasser

Gewaltanfrauennichtversteher

Pax-Christi-Mitglied

Übersexistischewitzenichtlacher

Gender- Beauftragter

„Nein zum N-Wort“

Juni 23, 2009

Ein Geschehnis an der Freien Universität Berlin grenzte schon an Realsatire, als im Zusammenhang der Bildungsstreiksvorbereitung eine äußerst aufgebrachte und sensible Person zum Podium schritt und von einem ganz schlimmen „rassistischen“ Vorfall an der Uni berichtete. Im Angesicht des Pathos der Erzählweise konnte man zum Eindruck gelangen, es handele sich um eine Eilmeldung aus der Zone.

Doch in Wirklichkeit ging es um einen verbalen Ausrutscher eines Professors der alten Schule, der offenbar das „Wort mit N“ in den Mund genommen hat. Vermutlich hatte die Studentin ihn auch beim heimlichen Verzehr von „N- Küssen“ ertappt. So kam es, dass man sich im Zuge einer studentischen Versammlung lauthals für Sprachzensur einsetzte. So skandierte die betroffene Studentin lauthals die Parole „Nein zum N- Wort“ und ein riesiges Plakat mit dieser Formel hing neben Forderungen für mehr Bildung.

Ein solcher tabuneurotische Aufschrei geht mit Analfixiertheit einher. Es liegt die Denkweise zugrunde, dass Sprache und Sprachgebrauch identisch seien. Nicht in der Verwendung des „Wortes mit N.“ liegt Diskriminierung, sondern seine Verwendung in einem rassistischen Kontext.

Und anstatt nach der Seminarsitzung zu dem besagten Professor zu gehen, um ihn auf die unpassende Verwendung einer Bezeichnung für die afrikanische Bevölkerung aufmerksam zu machen, wird gleich das antirassistische Revolutionstribunal in Bewegung gesetzt und der besagte Professor an den Pranger gestellt. Den Namen der schönen Seele veröffentliche ich ja schließlich auch nicht.

Die Meinenden

Juni 23, 2009

Der durschschnittliche Bürger scheint nichts als seine Meinung zu verlieren zu haben. Was auch immer er nicht besitzt;  eins scheint er immer zu besitzen, die ständige Bereitschaft, sein jegliches Dafürhalten artikulieren zu können. Schließlich nimmt er für sich das in den westlichen Verfassungen niedergeschriebene Recht in Anspruch, ständig und zu jeder Stunde das sagen zu können, was ihm in den Sinn kommt.

Der Grundfehler besteht darin, dass er Freiheit mit Frei- nach- Schnauze verwechselt.  Denn wie der bekannte Pawlow‘ sche Hund, der mit dem Klingeln einer Glocke sofort zu sabbern anfängt, weil er mit ihr das Essen verbindet, so fängt auch der durchschnittliche Bürger dann an zu sabbern, wenn er ein bestimmtes Reizwort hört.  Ein beliebter Reiz scheint für den Durschnittsdeutschen das Thema Israel zu sein. Hört er auch nur das Thema „Nahostpolitik„, so fällt ihm sofort die Siedlungspolitik, der Gaza- Krieg und die Vertreibung der Palästinenser ein,  woraus er das Existenzrecht Israels zu delegitimieren glaubt. Diese Äußerungen, die nach dem Reiz- Reaktions- Schema verlaufen, bezeichnet er dann als Meinung. Ganz an seine Individualität glaubend, beharrt er dann darauf, dass es SEINE Meinung ist,  die er äußert, obgleich es außer Frage stehen dürfte, dass er ein Sprachrohr der Mehrheitsmeinung darstellt.

So verfalle ich manchmal in die Paranoia, dass die meinenden behaviors in der „Black Box BRD systematisch produziert werden. Denn sowohl in der Schule als auch in der Uni erlebe ich Tag für Tag Lehrer bzw. Dozenten, die Schüler bzw. Studenten dazu animieren, doch ihre Meinung kundzutun. Natürlich werden dann Äußerungen getätigt, die sich im Wesensgehalt auch sehr von denen seiner Umgebung unterscheiden.

Auf den Gedanken, dass sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass man die Meinung behält, die man hat, und sich so in seiner eigenen Tunnelrealität wohlfühlen kann, kommen die Meinenden nicht. Auch auf den Grundgedanken, dass man sich eine Meinung bildest, d.h. ein gründliches Abwägen der (Gegen-) Argumente und die Fähigkeit, sich in den Gegenüber hineinzufühlen, kommen die Meinenden ebenso wenig. So bleibt am Ende dann eine Gesellschaft, in der jedes Arsch auf seinem Standpunkt stehen bleibt, weil dieser ja seine Meinung widerspiegelt.

Zum Geleit

Juni 22, 2009

Als Konsument verschiedener virtueller Artikel beschließe ich, nun selbst Beiträge für die blogosphere zu verfassen. Als besonders symbolträchtiger Tag dürfte sich der 22. Juni nicht eignen, um an ihm ein Projekt zu initiieren. Dennoch kann man festhalten, dass heute vor 101 Jahren der deutschsprachige Romancier Erich Maria Remarque geboren wurde, den ich zu den Favoriten zähle. Auch mag er zu den Individuen gehören, die selbstverantwortlich und ethisch entschlossen gehandelt haben. In seinen Werken Im Westen nichts Neues oder Der schwarze Obelisk lässt er Leute in Erscheinung treten, die sich als resistent gegenüber ideologischen Vereinnahmungsversuchen erweisen. Mit schwarzem Humor und Sarkasmus können sich die Protagonisten in einer Welt behaupten, die auf Verneinung jeglicher Individualität zielt.

Jetzt, wo iranische Demonstrierende gegen das klerikalfeudalistische Mullah- Regime für mehr Rechte auf die Straße gehen, gehört die Etablierung von Vita activa, der Ethik des selbstverantwortlichen Handelns zu den Geboten der Stunde. In dem Sinne werde ich nicht zu dem Geschehen schweigen.